Wie fühlt es sich an, wenn plötzlich Alltägliches zur unüberwindbaren Hürde wird? Wenn Worte verschwimmen, Gedanken verloren gehen und selbst einfache Handgriffe zur Herausforderung werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Demenztag für Angehörige, den unsere Einrichtung am 11. Oktober 2025 ausrichtete.
Eingeladen waren Angehörige von Menschen mit Demenz – jene Menschen, die tagtäglich miterleben, wie sich ihre Liebsten verändern, und die gleichzeitig Halt geben, unterstützen und oftmals an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen. Der Demenztag bot ihnen nicht nur wertvolle Informationen und fachlichen Austausch, sondern auch einen geschützten Raum zum Verstehen, Nachempfinden und Durchatmen.
Damit die Angehörigen unbeschwert an der Veranstaltung teilnehmen konnten, wurde für die demenzerkrankten Gäste eine liebevolle und professionelle Betreuung in unserer Tagespflege organisiert – ein Angebot, das mit großer Dankbarkeit angenommen wurde.
Im Mittelpunkt des Aktionstages standen verschiedene Stationen, die auf eindrucksvolle Weise demonstrierten, wie sich das Leben mit einer Demenzerkrankung anfühlen kann. An sogenannten Demenzsimulatoren hatten die Angehörigen die Möglichkeit, selbst in die Rolle eines Demenzbetroffenen zu schlüpfen.
Mit Bauarbeiterhandschuhen mussten feinmotorische Aufgaben bewältigt werden – etwas so Simples wie das Knöpfen einer Kittelschürze wurde plötzlich zur komplexen Herausforderung. Besonders eindrucksvoll war die Übung, bei der Teilnehmende mit einer Spezialbrille – sie simulierte eine 90-prozentige Sehbehinderung – gleichzeitig einen Ball fangen und einer Konzentrationsübung folgen sollten. „Nicht so einfach“, war der Kommentar vieler Besucher – und genau das war die Erkenntnis: Wie enorm anstrengend und frustrierend der Alltag mit Demenz sein kann.
„Das sind lebensnahe Tests“ so Herr Lovric, Vorsitzender des VdK Ettlingen, der die Veranstaltung mit großem Interesse begleitete.
Neben den erlebnisorientierten Stationen bot der Demenztag auch fundierte Fachvorträge, von Herrn Jan Gerhardus von den ViDia Kliniken. Seine Ausführungen halfen den Angehörigen, das Krankheitsbild besser zu verstehen, Symptome einzuordnen und praktische Hilfestellungen für den Alltag zu erhalten.
Doch nicht nur das Wissen stand im Vordergrund – auch die Begegnung, der Austausch und das geteilte Erleben machten den Tag zu einem besonderen Ereignis. Viele Angehörige berichteten, wie gut es tat, zu sehen, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht allein sind.
Ein zentrales Thema zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Tag: Teilhabe. Denn auch wenn Demenz vieles verändert, bleibt die Bedeutung von Alltagsroutinen und sozialen Aktivitäten bestehen. Ob gemeinsames Kartenspielen, Musikhören, Singen oder ein Spaziergang an der frischen Luft – es sind oft die kleinen Dinge, die große Wirkung entfalten. Sie bringen Licht in den Alltag der Betroffenen und stärken die emotionale Verbindung zwischen ihnen und ihren Angehörigen.
Ein solcher Tag wäre nicht ohne die tatkräftige Unterstützung möglich gewesen. Unser besonderer Dank gilt daher Herrn Jan Gerhardus von den ViDia Kliniken für seinen fundierten Beitrag, sowie dem Förderverein Kirchenmusik der Herz-Jesu-Gemeinde Ettlingen, der durch seine Unterstützung maßgeblich zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen hat.
Der Demenztag 2025 hat gezeigt: Verständnis entsteht durch Wissen – aber echtes Mitgefühl wächst erst durch Erleben. Es war ein Tag voller Erkenntnisse, berührender Momente und gelebter Solidarität. Ein Tag, der nicht nur informiert, sondern bewegt hat – und hoffentlich noch lange nachwirken wird.
